"Der genannte Weg ist nicht nur möglich, sondern wahr und sicher."
Paolo dal Pozzo Toscanelli
Das war der entscheidende Satz. Er stammt von Paolo dal Pozzo Toscanelli, einem italienischen Arzt, Mathematiker, Astronomen und Kartografen und richtete sich in einem Brief an Christoph Kolumbus.
Christoph Kolumbus entschied sich zum Abenteuer aller Abenteuer: Am 3. August 1492 stach er an Bord der Santa Maria in See. Am 12. Oktober 1492 erreichte er die dem amerikanischen Kontinent vorgelagerten Karibischen Inseln. Dass er eigentlich woanders hin wollte, ist das ganz besondere Schmankerl in dieser Metapher.
Es kommt zwar äusserst selten vor, aber es gibt Menschen, welche auf ihrer Lebensreise Weichen stellen in eine ganz neue Richtung. Anlass ist immer eine Krise, ein Zusammenbruch, ein Scheitern, ein Verlassenwerden. Der entscheidende Punkt auf dieser Reise ins Ungewisse ist nicht der Aufbruch, auch nicht die Ankunft. Es ist jener Moment, den Hans-Peter Fischer in seinem Buch beschreibt. An einer Stelle, wo es um die Situation der Physiker am Anfang des 20. Jahrhunderts geht, heisst es:
"Die jungen Physiker fühlten sich einwenig wie Christoph Kolumbus, als er sich auf die Suche nach einer Welt im Westen und einem Weg dorthin machte. Sie bewunderten dabei vor allem seine mutige Entscheidung, nicht umzudrehen, sondern weiterzusegeln und die eingeschlagene Route auch dann noch einzuhalten, als der mitgeführte Proviant nicht mehr reichte, um die Rückkehr in den Heimathafen antreten zu können."
Spiritualität ist keine Radiowanderung
War das noch Radio Beromünster, dieser legendäre Schweizer Mittelwellensender? Auf jeden Fall gab es die sogenannten Radiowanderungen. Eine Gruppe oft älterer Menschen bummelte einträchtig und gemütlich von A nach B. Noch wichtiger als die Wanderung war das Gemeinschaftserlebnis.
Auf der Reise, von der hier die Rede ist, wären Sie jedoch ganz alleine. Nein, ich rede nicht davon, wie so viele Propheten des Kommenden, dass hier eine grosse Bewegung ihren Anfang nimmt. Die jungen Physiker von Ernst-Peter Fischer bewunderten den Mut Heisenbergs. Kaum einer von ihnen (kann man auch als Zahl lesen) hat ihn selber aufgebracht.
Ich schreibe hier davon, dass es in extrem wenigen Einzelfällen dazu kommen kann, dass Menschen, meist ungewollt, durchbrechen zu einer neuen Sicht ihrer Selbst und der Lage, in der sie stecken. Dieser Umschlagpunkt wird manchmal auch verglichen mit dem Quantensprung der Raupe zum Schmetterling. Es ist tatsächlich eine Reise ohne Wiederkehr. Weil jene, die gesprungen (worden) sind, auf keinen Fall mehr zurück möchten, auch wenn sie es könnten.
Felix Baumgartner